Sonntag, 27. Dezember 2015

1. Quartalsbericht

Kira Wisnewski, Botanical garden                                        Auroville, November 2015


1.Quartalsbericht

Seit nun drei Monaten arbeite ich schon im botanischen Garten. Einen Ort, der sich auf besondere Weise für den Erhalt der Biodiverasität Tamil Nadus und Südindien einsetzt. Außerdem beheimatet er viele eigene Umweltbildungsprogramme, die vor allem auf Schulgruppen ausgelegt sind und ihnen dort Themen, wie die traditionelle  Pflanzenheilkunst Tamil Nadus und den einheimischen, jedoch fast ausgerotteten Wald, den Tdef (tropical dry evergreen forest ) näher bringt.

Seit meine Arbeit im botanischen Garten gestartet hat, habe ich viele verschiedene Aufgaben machen dürfen und so in ziemlich alle Bereiche einen Einblick gehabt. Die Arbeit ist sehr vielseitig und abwechslungsreich,  auch wenn sie Etappenweise auch mal etwas eintönig war. Vieles hängt eben auch davon an, wer von den anderen Arbeitern gerade im botanischen Garten ist und ob dringende Arbeiten anstehen. Von unserer Weltwärtsgruppe ist noch Florian dabei und gemeinsam haben wir mit Martin (der auch weltwärts Mentor ist und viele Jahre im botanischen Garten arbeitet) in der ersten Arbeitswoche angefangen Löcher zu graben und Bäume zu pflanzen, allerdings in der prallen Sonne und einer Hitze… Für mich stellte sich also sehr schnell heraus, dass ich doch einen Arbeitsplatz in der Nursery mit vielen Bäumen und weniger, harter körperlicher Arbeit bevorzuge, auch wenn ich beim Bäumepflanzen vieles gelernt habe, was mir im weiteren Verlauf meiner Arbeit die nötigen Grundlagen gab.
Also arbeitete ich von da an in der Tree Nursery des botanischen Gartens. Dort werden verschiedene Pflanzenarten und viele Bäume des Tdef angezogen und für den Verkauf und den Eigenbedarf des Gartens vorbereitet. In der Nursery stehen also tausende kleinere und größere Pflanzen in den sogenannten „Bags“ und warten auf den Zeitpunkt an dem sie eingepflanzt werden. Eben diese bags benötigen aber auch eine ganze Menge regelmäßige pflege, die Taschen gehen irgendwann kaputt,  durch Zeit oder widerspenstige Wurzeln und so müssen die kleinen Pflänzchen umgetütet (rebagged) werden. Da Paul, der Chef des botanischen Gartens,  den Entschluss gefasst hatte, dass die gesamte Nursery mal wieder aufgeräumt werden soll und wirklich viele Bags in einem wirklich schlechten Zustand waren, hieß es also viele Stunden an vielen Tagen rebagging. Diese Aufgabe ist zwar auf Dauer recht eintönig , wird aber durch die interessanten Gespräche mit den anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt und dadurch dass man eben einen Platz im Schatten hat zu einer netten Beschäftigung. Dazu kamen dann natürlich noch eine Reihe anderer Aufgaben. Ich habe viele Stecklinge gemacht, um gewisse Pflanzensorten zu vermehren oder wir haben den in der Sonne liegenden Bereich der Nursery,  wo die Pflanzen  hinkommen, die schon kräftiger sind, aufgeräumt. Da hieß es dann viel hin- und hertransportieren und hunderte Pflanzen mit Schubkarren von einem Ort zum andern bringen und dazu noch die Stellflächen aufräumen und von Unkraut und sonstigem befreien. Immer mal wieder muss einiges zurückgeschnitten werden und das Unkrautjäten ist quasi eine Endlosaufgabe. Die Arbeit in der Nursery hat mir schon Spaß gemacht und war weniger anstrengend als das Bäumepflanzen, doch brütet ich nachmittags schon seit einiger Zeit über meinen eigenen Plänen für den botanischen Garten und mein Jahr dort. Die meiste körperliche Arbeit wurde in der Regel vormittags erledigt während es nachmittags eher Office work gab. Allerdings hatte man auch nur wirklich was zu tun, wenn man sich etwas eigenes gesucht hat, an dem, man arbeiten konnte. Einer meiner Pläne für das Jahr ist es einen Färbergartner im botanischen Garten zu kreieren, da ich in Deutschland eine Färbergärtnerausbildung gemacht habe und nun gerne etwas von dem Wissen in mein Projekt einfließen lassen will. Nun, da ich mich jedoch eher mit deutschen, als mit indischen Färberpflanzen auskenne, musste ich erst einmal die nötigen Grundlagen für einen indischen Färbergarten herausfinden. Die Zusage, dass ich sowas im botanischen Garten entwerfen könnte, hatte ich von Paul nämlich sehr schnell, da er sich gut von der Idee begeistern ließ. Da ich am Anfang, wie gesagt, keine Ahnung von den hiesigen Pflanzen oder der traditionellen Arbeit mit ihnen hatte, hieß es für mich erstmals vor Ort zu recherchieren. Viele Gespräche und alte Bücher sollten mich bald weiterbringen. Mein Dank gilt an dieser Stelle insbesondere Jesus (in Auroville werden quasi nur Vornamen verwendet), dem Gründer von Colours of Nature, einem Auroville Projekt, was sich der Textilfärbung mit Pflanzenfarben verschrieben hat. Dort gab es für mich viele Informationen, Erfahrungsberichte und interessante Diskussionen über meine Ideen. Nach gut 1 ½ Monaten stand also meine Liste mit Färberpflanzen fest. Diese wurde dann noch einige Male mit Paul durchdiskutiert. Welche Pflanzen können hier wachsen, welche haben wir vielleicht schon zusammen stehen und welche sind pflanzbereit in der Nursery? Viele Stunden habe ich damit verbracht, die Bäume, die Sträucher und auch die Kräuter, die für den Färbergarten geeignet sind, kennenzulernen.
Gleichzeitig fing ich mit der Planung an, wie und auf welche Weise ich das Ganze hier im Botanischen Garten umsetzen will. Das war zum Teil leider auch echt deprimierend, da mir öfters Plätze im Garten zugewiesen wurden, wo der Färbergarten entstehe könnte, ich meine Pläne für diese Stelle ausarbeitete und mir dann ein neuer Ort zugeteilt wurde. Aber aller Komplikationen zum Trotz habe ich nun einen Ort im Botanischen Garten, wo alles entstehen kann. Im economical forest haben wir einen geeigneten Platz gefunden, wo auch schon einige meiner Pflanzen wachsen. Die Pläne und Zeichnungen stehen und die Arbeit hat begonnen.
Es ist wirklich spannend, dass ich  hier Arbeiten machen kann, mit denen ich sonst nie in Berührung gekommen wäre. Hier entwerfe ich Pläne, male Skizzen, kreiere Wege und überlege, welcher Baum am besten neben welchem steht. Es macht wirklich Spaß langsam mit der Gestaltung meines eigenen Projekts anzufangen. Und es ist so viel Arbeit! Bisher haben wir vor allem Zeit damit verbracht, die bisher wenig genutzte und wenig umsorgte Ecke des Gartens wieder etwas aufzuräumen und die Bäume freizuschneiden, da in den Tropen immer alles sehr schnell von Pflanzenparasiten und Kletterpflanzen überwuchert wird. Ich habe die Löcher markiert und ein kleiner Bagger hat sie für mich ausgehoben. Nun sind sogar schon alle Bäume, die wir bisher zusammentragen konnten in der Erde. Das war auch wieder ein ganzes Stück Arbeit, jedoch nimmt man das nochmal anders wahr, wenn es sich so um das eigene Projekt handelt und man selbst entscheiden hat, wo welcher Baum, warum stehen soll. Bald folgen noch die Büsche und die übrigen Pflanzen. Alles nimmt allmählich Gestalt an und ich freue mich, es wachsen zu sehen.
Wenn der Garten erstmal steht, werde ich versuche ihn und mein Wissen mit anderen Projekten zu verknüpfen und in das Bildungsangebot des botanischen Gartens zu integrieren. Außerdem entsteht nachmittags gerade ein kleines Booklet in dem ich mein Wissen über die Färberpflanzen an andere weitergebe.
Zwei Tage die Woche helfe ich meistens auch noch im ornamental Garden, es sei denn der „Colour Garden“ bedarf zu viel meiner Aufmerksamkeit. Seit Frank und Bärbel nämlich seit kurzem aus Deutschland mit frischen Visa zurückgekehrt sind, wird meine Hilfe dort auch sehr herzlich entgegengenommen und wir räumen den ganzen Garten auf. Es ist immer ein tolles Erfolgserlebnis, wenn man an einer Stelle im Garten anfängt, die komplett überwuchert ist und ziemlich ungepflegt aussieht und man am Ende vor einer freien Fläche mit schön gestutzt Sträuchern und hübschen Blumen steht, die vorher unter all dem anderen Grün kaum zu sehen waren.
Freitags ist außerdem Farnhaus-Tag, wo ich mit Frank ins Farnhaus gehe und wir neue Arten begrüßen, aufräumen und umbauen und wir uns beide freuen, jemand anderen mit einer Begeisterung für Farne gefunden zu haben.
Ich liebe wirklich meine Arbeit im botanischen Garten. Nicht nur die Arbeit mit den Pflanzen und die gestalterisch, kreative Arbeit machen diesen Ort so besonders, sondern auch die anderen Menschen mit denen man dort arbeitet und die einen so familiär aufnehmen. Und gibt es etwas besseres als nachmittags durch den ruhigen Garten zu spazieren, während die Sonne rot wird, wie die Erde?
Ich habe noch viele Ideen und Baustellen und freue mich einfach darauf das alles anzugehen.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Pondy

Pondy (Puducherry)
Wenn man sich mal ganz indisch fühlen möchte (muss man zu erst raus aus Auroville), setzt man sich am besten in einen der Gouvernement Busse und fährt nach Pondy oder sonst wohin. Die Busse sind super! Fahren zwar nicht, wenn es regnet und haben auch nur einen Fahrplan, den man eben kennt, weil man neben einer „Haltestelle“, die man eben kennt, weil dort immer mal wartende Menschen stehen, wohnt und das Horn des Busses eben absolut unüberhörbar ist. Oder man kennt den Fahrplan eben nicht, Aushänge oder Informationen im Internet gibt es nicht. Naja meist muss man nicht lange warten, wenn man in Kottakarai an der Straße steht. Von Auroville fährt ein eigener Bus mit Fahrplan und so, aber die Fahrten sind rar und die Verspätungen beinahe im Stundenbereich und wer will schon 30 RS zahlen, wenn man auch für 8 RS nach Pondy kommt? In jedem Bus sind 2 Angestellte des öffentlichen Dienstes, Busfahrt und Kontrolleur von dem man auch erst erfährt wohin der Bus denn geht, wenn man kein Tamil lesen kann.  Die Busse sind oft beleuchtet und haben immer bunte Dekoration mit irgendwelchen Göttern und (fake) Blumengirlanden, meist spielt dazu sehr laute indische Musik nach Geschmack des Fahrers, jeder hat seinen eigenen Mix. Wenn man also in einem Bus mit bunten, flackernden Lichtern und lauter Dancemusic steht, fühlt man sich schon sehr indisch (und halb au einer Party). Frauen und Männer sitzen, wenn möglich getrennt, außer man gehört zu einer Familie oder dringliche Platzgründen treten auf. Die Frauen tragen alle bunte, schimmernde Saris und freuen sich über das Bindi,  das du trägst. Alle sind super hilfsbereit und sagen dir, wo du am besten aussteigst. Allgemein hat man wohl noch nie ein so gastfreundliches Land, wie Indien erlebt, man muss nur etwas verwirrt an der Straße stehen und jeder wird dich fragen, ob alles in Ordnung ist und dir den Weg überallhin weißen und falls du mal dein Handy in den Pond wirfst, wird sofort ein Kumpel angerufen um herzukommen und hinterherzuspringen (so passiert Jana). In Pondy kommt man meist am Busbahnhof an, ein unglaubliches Getümmel dort. Kontrolleure schreien ihre Ziele hinaus und überall fahren Busse ein und ab. Es gibt viele Stände mit Süßem und irgendwelchen frittieren Zeug. Von hier aus kann man jetzt in die Innenstadt laufen oder man nimmt ein Tucktuck (sieht aus wie ein Motorrad mit der Rädern und ner Kabine drauf). Die Tucktucks  sind mit 100 RS allerdings hier recht teuer und da sie sich gut abgesprochen haben lässt sich schlecht verhandeln. Laufen dauert zwar etwas ist aber ein tolles Erlebnis , da man die Möglichkeit hat alles viel genauer zu betrachten. Es ist alles ein buntes Gewusel mit vielen Menschen und Gefährten, die alle unablässig hupen, dazu kommen dann noch Kühe und Ochsenkarren und man wundert sich, wie trotzdem noch alles voran kommt. Man bräuchte viel mehr Tage, als wir haben, um alle Ecken von Pondy ungefähr zu sehen. Es gibt die Haupteinkaufsgegend mit ein paar Hauptstraßen und vielen Nebenstraßen und einen unübersichtlichen, überfüllten, überdachten Markt, das weiße Viertel (ob wegen der weißen Gebäude oder den Franzosen, die einst hier lebten?) in dem die Straßen ruhiger und die Häuser westlicher sind und außerdem der Sri Aurobindo Ashram liegt und ganz viel pure, unüberblickbare Stadt. Man findet alles und nichts in Pondy und meist ist man zu überansprucht, um die Sachen zu finden, nach denen man suchte. Aber man kauft immer was. Im allgemeinen herrscht auch in Pondy Weihnachtsstimmung, überall gibt es Glitter und Santa Masken und Plastikweihnachtsbäume, Krippen und Jusi  (ganz eindeutig die Mehrzahl von Jesus) und so viel Plastikdeko um ganz viele neue Müllhalde zu schaffen. Auch die Inder finden Weihnachten ne gute Idee und bei ihren 330.000.000 Göttern, ist es eigentlich auch egal, wen man da noch hinzufügt. Nun trotzdem kommt bei uns in der Gruppe nicht wirklich ein Weihnachtsgefühl auf (könnte an den 29°C draußen liegen) und deshalb heißt es bei uns auch Jesus Puja (alles, was man mit den Göttern zelebriert ist eine Puja).
Ach ja, in Pondy gibt es immer so viel zu sehen und zu erleben, dass man danach doch etwas froh über das stille, gemütliche Auroville ist. Nach einem Tag aus Lärm und Eindrücken ist diese bekannte Umgebung doch schon nett, auch wenn es super spannend wäre, mal in Pondy zu wohnen.

Montag, 21. Dezember 2015

Monsun

Monsun (dann wenn alles schneller schimmelt als trocknet)
Uff, was gab es dieses Jahr für einen Monsun! Nachdem der Monsun die letzten Jahre beinahe ausgeblieben War und es dieses Jahr so lange viel zu warm war, hatte man den Monsun quasi schon abgeschrieben,  aber was dann kam, hätte niemand erwartet. In Chennai waren es die schlimmsten Regenfälle seit hundert Jahren und auch hier die Gegend hat es ganz schön heftig erwischt. Freute man sich anfangs noch über den Regen und hat die schlechte Laune über schimmlige Klamotten und Tage im Matsch oder eingeschlossen zu Hause noch mit einem „aber es ist gut für die Pflanzen“ abgetan, so konnte man das ab Mitte/ Ende November auch nicht mehr sagen. Überall War das Wasser, der Boden war so übersättigt,  dass das Wasser gar keine Möglichkeit mehr hatte abzufließen. Arbeiten im Freien unmöglich. In der Nursery im botanischen Garten starben uns alle kleine Pflanzen und Stecklinge zu tausenden weg. Dadurch, dass es keine Sonnentage mehr gab,  erfahren die Wurzeln und so war das Ende der Pflänzchen besiegelt. Viele Stunden Arbeit waren dahin, aber das war eher eine Kleinigkeit hinsichtlich der anderen Folgen, die den Monsun dieses Jahr vielerorts begleitete. Eine Halbemillionen obdachlos in Chennai und noch viele weitere an anderen Orten. Viele Kühe verendeten aufgrund von Koliken. In Chennai starben auch über 250 Menschen. Man geht hier durch die Dörfer und sieht eingestürzten Häuser, da der lange Regen die Lehmmauern so aufweichte,  dass sie die Balken nicht mehr trugen. Die Dämme, die zur Wasserspeicherung dienen sind überfüllt, gebrochen oder übergelaufen. Viele Hütten liegen einfach knietief im Wasser und viele Straßen erinnern mehr an ein Schlachtfeld und alles riecht nach Schimmel und Moder. Der Grundwasserspiegel dürfte dieses Jahr gut gestiegen sein. Der Monsun ist jetzt (wie man hört) vorüber, aber er hat dieses Jahr großen Schaden angerichtet indes wird dauern, alles wieder aufzubauen.

Ist schon wieder etwas her...

Hallo, hallo,
es tut mir ja schon beinahe etwas leid, dass ich hier so selten etwas schreibe, aber es passiert immer so viel, dass wenn man gerade eine Sache hat über die man schreiben will, schon wieder etwas neues passiert, sodass man in einen ziemlichen Schreibstau kommt und naja, keine Motivation hat wieder von vorne anzufangen. Ich werde jetzt aber doch mal versuchen alles etwas zu bündeln und dann noch meinen Quartalsbericht mitschicken.

Wohnen
Als erstes, ich bin umgezogen. Ist schon etwas her, aber egal. Ich wohne jetzt richtig in Auroville, so mitten drin. Meine neue community heißt Samasti und das Haus indem ich ein Zimmer bewohne liegt direkt neben einem der Kultur- und Freizeitzentren. In der Pitanga Hall finden unzählige Klassen für verschiedene Sportarten statt von kickboxing bis Yoga, außerdem Vorlesungen, Konzerte, Ausstellungen und Filme, immer ist was los. Mein neues zu Hause fühlt sich auch wirklich nach einem an, es ist ein großes rotes Haus inmitten eines parkähnlichen Gartens. Es ist in einem französischen Stil erbaut, was wohl an der Erbauerin und Housownerin liegt, die eben Französin ist. Mein Zimmer liegt in der 1. Etage und ist mit alten Möbeln bestückt. Es gibt einen großen Gemeinschaftsraum, Küche mit Kühlschrank, Bad mit heißer Dusche (wenn denn Strom da ist) und eine Waschmaschine  (wenn sie denn funktioniert). Alles in allem ist das für Indien schon ziemlich luxuriös. Das beste jedoch ist die große Dachterrasse mit dem unverbautem Blick ins Grüne. Dort lässt es sich aushalten. Vor meinem Fenster steht ein großer Buddha-Tree mit weißen Stamm und einer Stalkerkatze, die mich gerne aus dem Baum heraus anstarrt oder auf dem Dach erschreckt.




Dienstag, 6. Oktober 2015

Es kommt ins Rollen

Ahoi, meine lieben Freunde,
Es kommt ins Rollen. Mein Projekt steht zwar am Anfang,  doch nimmt es langsam Konturen an. Das Ziel ist es bis zum Ende meines Aufenthaltes im botanischen Garten einen eigenen Garten mit regionalen Färberpflanzen anzulegen und im besten Fall das Projekt noch mit anderen Projekten zu verknüpfen. Mit Jesus von Colours of Nature habe ich bereits einige Vorarbeit geleistet und die Liste mit den Pflanzen, die später mal im Garten wachsen sollen ausgearbeitet und mich alleine noch mehr in die Thematik eingearbeitet. Nun, da Paul, der Chef vom botanischen Garten, endlich wieder ansprechbar ist für solche Themen  (er hatte in den letzten Wochen mit diversen anderen Projekten viel Stress und war meist außer Haus) konnte es mit der tatsächlichen Planung einen ganzen Schritt weitergehen. Ich hebe einen ungefähren Platz zugewiesen bekommen, der sich im economical forest befindet, da sich dort schon einige der Bäume befinden, die ich sonst noch Pflanzen müsste. Zwar hatte ich schon einen kleinen Plan erstellt, wie ich mir die Anordnung im Garten so vorstellen könnte,  doch nun werden wir erstmal eine Bestandsaufnahme machen und dann damit weiterplanen. In dieser Woche kommt auch Marie, die Haupt Landschaftsarchitektin des botanischen Gartens, wieder zücken und dann weder ich mit ihr zusammen mal sehen, was sich so machen lässt. Paul ist auch schon die liste durchgegangen und es sieht gut aus, dass wir die meisten der benötigten Pflanzen schon in unserer Nursery pflanzbereit haben. Ich freue mich schon sehr zu sehen, was alles möglich ist. Ich habe hier auch schon meinen ersten eigenen Färbeversuch mit einheimischen Pflanzen hinter mir. Ich habe mit frischem roten Hibiskus kleine Farbproben gemacht und Rot, mit Wasser Rosa und mit Natron gelb und grün aus den Blüten gewonnen. Ich habe ein großes Buch aus Büttenpapier,  wo ich über das Jahr hinweg meine verschieden Versuche eintragen werde und zusätzlich Erfolge von Projekten (falls sie denn hoffentlich zustande kommen) eintragen werde. Ich werde euch natürlich auf dem Laufenden halten! Wünscht mir Erfolg und Glück fürs Gelingen :D

Montag, 5. Oktober 2015

"Alltag"


Nach nun über einem Monat hier hat man sich doch schon etwas eingelebt und zum Teil sogar so etwas wie einen Alltag entwickelt. Man findet Sachen, die einen freuen und abstoßen, man findet Lieblingsorte und Zeiten und lernt viele neue Menschen kennen, manche bleiben nur kurz hier und andere werden noch hier sein, wenn man schon wieder weg ist. Auroville  ist ein Ort des Kommens und Gehens. Ich glaube meine Lieblingszeit ist so gegen 17 Uhr herum, wenn das Licht so rot wird, wie die Erde. Am liebsten bin ich dann im botanischen Garten und gehe noch ein wenig nach meiner Arbeit dort spazieren. Im Gegensatz  zu vielen anderen Orten hat man es dort ruhig und einsam. Es ist wirklich wundervoll einen so entspannten Ort zu haben, wenn es sonst oft so wuselig ist. Auroville hat einige dieser Orte und ich glaube wir sind alle sehr dankbar darum. Man merkt schon wenn man ein paar Stunden in Pondy verbracht hat, dass es sehr an den Nerven zerrt, überall sind viele Menschen, Autos und Motorräder, die sich laut hupend einen Platz im Gedränge suchen und es gibt so viel zu entdecken. Danach kommt einem Auroville wie eine grüne Oase der Stille vor. Meine Wohncommunity „New Creation“ ist ebenfalls ein sehr entspannter und ruhiger Ort,  vor allem wenn das Sport Center nebenan endlich mit der Musikbeschallung aufhört. New Creation ist eine community mit großen Häusern an denen sich irgendwelche Architekten ordentlich austoben durften, wie für Auroville typisch gibt es hier viel Grün hier und was mich sehr freut viele freundliche Tiere, vor allem Katzen. Außerdem ist die community auch nachts sehr sicher, weshalb nichts gegen einen kleinen Nachtspaziergang alleine oder eine Joggingrunde spricht, außerdem gibt es einen kleinen Teich mit Seerosen und einer kleinen japanischen  Brücke an dem man super sitzen kann um Sternschnuppen zu zählen. Da man hier direkt bei Kuilapalayam ist hat man alles zum Überleben und Genießen wichtige direkt nebenan.
Heute ist mal wieder einer dieser Tage an denen wir Großteils ohne Strom sind, mir wurde mal erzählt, dass einmal im Monat der Strom tagsüber ausgestellt wird, ich hab das Gefühl es passiert öfters. Dann ist man immer von 9 Uhr an ohne Strom, das geht dann bis 17 Uhr… Naja , auch sowas nimmt man mittlerweile gelassen, Strom braucht man eh nicht so wirklich oft , gut ist nur immer zu wissen, wo man seine Kopflampe hat.
Zum Thema Alltag  gehört natürlich auch, was für einen alles so alltäglich wird. Sei es das Motorrad  (bzw. TBS) fahren auch über alle noch so unwegsamen Wege, was bei manch einem zu Fantasien über eine Zukunft im Motocross Sport führt, die Stromausfälle, naunja, die einen eben gerne mal im Dunkeln lassen, die streunenden Hunde, die einem zum teil freundlich begegnen oder nachts in Rudeln durch die Straßen hetzen, obwohl man auf einem Motorrad sitzt (okay, nein, das wird für mich nie Alltag werden und ich wünsche es niemanden) oder aber das fremdartige Essen, welches man meist voll Liebe und Genuss verschlingt oder was wichtig ist, dass man nun noch bewusster lebt. Man holt sich das Gemüse beim Permakulturbauern in der direkten Nähe ab, der natürlich nur alte Sorten aus der Region anbaut, man kauft hauptsächlich Produkte aus Auroville und überlegt bei Produkten, die hinter Pondy herkommen doch eher zweimal, ob man das jetzt wirklich kauft. Auch bei Produkten,  die aus einer ganz anderen Region Indiens oder gar aus dem Ausland kommen, kommt man doch oft zum Entschluss,  dass man diese Sache nun nicht so dringend braucht. Und so wird allmählich aus Salat Chicken Spinach und Rosella Leafs, aus Kartoffeln Tapioka, aus Olivenöl die Kokosalternative und das könnte man jetzt ewig so treiben. Fürs Duschen steigt man auf natürliche Produkte um, da das Wasser meist direkt in den Garten geleitet wird und man achtet stets auf seinen Verbrauch. Außerdem wird es einem zur Maxime doch bitte so wenig Müll,  wie möglich zu produzieren und so bleibt die Plastiktüte in der Essen in kleinere Plastiktüten verpackt ist auch im Regal stehen. Auroville bietet aber auch Läden mit der Möglichkeit  seine Produkte weitgehend selbst einzupacken und dann geht man eben mal beladen mit tausend Tupperdöschen in diesen Laden, hat aber am Ende kaum Müll zu verzeichnen.
Nach Pondy fahren wird wohl auch so was wie „alltäglich“ dort war ich mit Elisa auch am Wochenen und habe mir einen Sari gekauft, für besondere Anlässe,  wie Hochzeiten und diverse andere Feiern von denen es hier sehr viele gibt. Aber auch, weil wir am 7.10. zur Feier des Tages der Deutschen Einheit vom deutschen Konsulat in Chennai zu einem Bankett in einem 5 Sterne Hotel (jaja, die Deutschen protzen ganz schön mit unseren Steuergeldern  im Ausland) eingeladen sind und wir natürlich im Sari und nicht im Dirndl erscheinen werden. Es wird deutsches Essen geben und ich bin gespannt,  was man da so auftischen wird. Hört sich auf jeden Fall nach einem luxuriösen Abend an. Jetzt muss ich nur noch die Mutter unseres tamilischen Vermieters, die übrigens alle nebenan wohnen, fragen, wie man einen Sari bindet.
Auch wenn in diesem Bericht oft das Wort „Alltag“ fällt, hat es hier doch einen anderen Klang, als in Deutschland,  hier nimmt es den Geschehnissen nicht ihren Glanz und macht sie grau und sowas wie eine wirkliche Routine gibt es hier eh nicht, es heißt eher, dass man langsam angekommen ist.

Nachtrag: die Konsulatsfeier wurde für uns leider abgesagt, da wir dann doch keine Einladung erhalten haben, allerdings soll gegen Ende des Jahres eine extra Feier für die Weltwärtsler aus ganz Indien veranstaltet werden. Man wird ja sehen… Immerhin weiß ich jetzt, wie man einen Sari bindet

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Neues von mir

Zuerst ein kleiner Hinweis, da ich nicht so oft zum schreiben komme, könnt ihr euch natürlich gerne noch den „Auroblog“ anschauen, dort schreiben meine Mitweltwärtsler immer mal wieder einige Berichte über das, was wir oder sie so erleben und das ist eine gute und unterhaltsame Ergänzung zu dem, was ich so schreibe. Ich werde vielleicht auch mal ein paar Beiträge machen, wenn es sich ergibt. Also viel Spaß beim Lesen!

Sooo, ich bin nun schon seit über einem Monat hier und Grade etwas am kränkeln, weshalb ich heute auch nicht auf der Arbeit bin und nachdem ich nun schon 15 Stunden geschlafen habe und mich nicht mehr allzu schlecht, sondern nur etwas überfahren fühle, hab doch endlich mal Zeit einen neuen Bolgeintrag  zu schreiben. Den werde ich dann in den nächsten Tagen hochladen, wenn ich wieder auf der Arbeit bin, denn da gibt es das beste WLAN und noch hab ich nachmittags nicht so viel zu tun ;D. Meine Arbeitszeiten sind immer von 8:30- 12:00 Uhr und von 14:00- 16:30 Uhr. Morgens besteht meine Arbeit meistens aus rebagging in der nursery, das darf man sich so vorstellen: In der nursery ziehen wir kleine Pflanzen für den Verkauf oder Eigengebrauch des botanischen Gartens heran, diese befinden sich in kleinen Beuteln, welche jedoch über die Zeit brüchig werden oder, die die Pflanzen irgendwann mit ihren Wurzeln durchlöchern. Rebagging heißt also, dass wir die Pflanzen aus den alten kaputten Taschen holen, die Wurzeln kürzen, die Pflanze gegebenenfalls in Form bringen (bei den kleinen Bäumen passt man auf, dass sie nur einen geraden Trieb haben und schneidet die anderen, falls vorhanden, ab, da ein Baum mit einem, geraden Stamm später einen höheren Preis erzielt) und letztendlich  in eine neue Tasche setzen. Da Paul, der Chef des botanischen Gartens  (der passender  Weise Blanchflower mit Nachnamen heißt) im Moment alle Pflanzen mit kaputten Bags in neue gesetzt haben will, haben wir viel Arbeit zu tun und mehr das Gefühl in einer Rebagging Fabrik zu arbeiten. Diese Arbeit hat aber auch ihre Vorteile,  zum einen findet diese leichte Arbeit in der angenehm schattigen Nursery statt, was bei Temperaturen von täglich 35°C nicht zu verachten ist und außerdem bleibt Raum für viele Gespräche mit meinen netten Kollegen. Das sind Aurovillianer,  Newcomer und Freiwillige. Man könnte uns gut in vier Gruppen unterteilen in Französischsprachige, Deutschsprachige und Englischsprachige (okay, einen Koreaner am Donnerstag und Nasim aus „Persien“ (sie findet das klingt netter), die auch unser Boss ist) und noch dazu haben wir viele tamilischen Mitarbeiter mit denen die Kommunikation jedoch recht schwierig ist und die meist auch andere Aufgabenfelder haben als wir. Aber generell kommen wir aus allen Ecken der Welt. An Guten Tagen sind wir ca. 15 Leute und eigentlich arbeiten alle freiwillig im botanischen Garten, nicht alle kommen täglich aber ein paar mal die Woche. In unserer schönen Rebaggingrunde unterhalten wir uns dann oft über die verschiedenen Ereignisse in der Welt und es ist immer gern gesehen, wenn mal wieder jemand Nachrichten aus Europa mitbringt, aber sonst kann auch immer alles mögliche Thema sein, gerne auch Schlangen, Skorpione und Ameisen. Um 10 Uhr ist dann erstmal Teepause, wobei wir jeden Tag hoffen, dass  wieder jemand was Süßes mitgebracht hat, dort kommen dann alle aus den verschiedenen Ecken des Gartens zusammen und je nach Gespräch kann die pause dann auch mal bis kurz vor 11Uhr andauern, meist jedoch nur bis 10:30.  Oft geht’s danach wieder zurück  zum Rebagging, weshalb wir uns den Titel „professionel rebagger“ verliehen haben. Natürlich gibt es auch andere Aufgaben, wie Pflanzen von einem Ort zum anderen transportieren, zum einen um dabei die Wurzeln,  die schon aus den Tüten ragen abzuschneiden und leere Tüten auszusortieren oder um welche vom Schatten in die Sonne zu packen und andersherum, auch Unkraut jäten oder Stecklinge machen und einpflanzen. In der ersten Woche war ich meistens mit Martin (auch einer der Weltwärtsmentoren, der im bot. Garten arbeitet) und Flo(rian), mein Mjtweltwärtsler im Garten, unterwegs Löcher graben und  Bäume pflanzen und Pflanzenparasiten aus Bäumen reißen und die Wurzeln ausgraben, jedoch war mit das bei diesen Temperaturen und in der prallen Sonne zu anstrengend, da bin ich sehr dankbar für mein neues Aufgabenfeld. Flo ist jedoch weiterhin mit Martin unterwegs oder er befreit die früheren Freiwilligenunterkünfte von Unkraut, um dem Verfall entgegenzuwirken. Mittags gehen wir dann immer in der Solar kitchen essen, was hier so die große Mensa für alle ist. Es gibt zwar jede Woche das gleiche Essen (jeden Montag das gleiche, jeden  Dienstag das gleiche  usw.), aber bisher fällt das noch nicht so auf, da es eine gewisse Variation auch in den Soßen gibt, aber so Sachen, dass Montags Kartoffelbrei-Tag ist (es gibt trotzdem auch immer diversen Reis ) und z.B. Donnerstag  Idly-und Dosai-Tag ist, bleibt gleich. Dort trifft sich dann auch fast die ganze Gruppe Deutscher 13 von 18, also kriegt man auch immer schön viel von den anderen Projekten mit und wie es den anderen so ergeht. Und diese große Gruppe, die auch immer noch sehr viel miteinander unternimmt ist in Auroville auch schon bekannt, wie ein bunter Hund,  so wird man auf verschiedenen Veranstaltungen *hust* Partys  *hust* wenn man neue Leute kennenlernt und  sagt, dass man Deutscher ist, doch meistens als nächsten Schritt gefragt, ob man denn zu dieser großen Gruppe voller Deutscher gehöre, die man überall sieht, was man dann kleinlaut bestätigt. Auch zeigt einem diese Gruppe doch sehr schnell, dass Auroville eben doch nur ein Dorf ist, weil man IMMER jemanden aus der Gruppe trifft, egal, was man unternimmt. Und jetzt, da man noch mehr Menschen kennt, kann man sich umso sicherer sein, dass man jemanden trifft, den man kennt, sei es von der Arbeit,  ein Weltwärtsler oder irgendwer, den man irgendwann mal kennengelernt hat, die Ausgangsmöglichkeiten sind eben begrenzt. Der Wohnschwerpunkt der Weltwärtsler liegt im übrigen bei und um Kottakarai (7 direkt in Kottakarai, 4 in Discipline), Flo wohnt ziemlich mittig in Edayanchavadi und 4, mich eingeschlossen, wohnen in Kuilapalayam.
Meist habe ich nach dem Essen noch etwas zeit bevor die Arbeit anfängt, dann fahre ich wieder in den botanischen Garten und lege mich unter einem großen Miembaum schlafen. Miembäume produzieren sehr viel Sauerstoff und deshalb ist es unter ihnen meist nochmal ein bisschen 2 Grad kühler, außerdem weht an der Stelle meist eine leichte Brise man ist ungestört und hat einen schönen Blick auf den Blumeriagarten.
Um zwei fängt dann meine Arbeit wieder an und ich gehe zum Haupthaus des botanischen Garten. Die letzte Zeit habe ich damit verbracht eine Liste zusammenzustellen mit den verschiedenen indischen Färberpflanzen,  die die hier wachsen können und auch Informationen, die für das Anlegen eines Gartens mit ihnen wichtig sind, wie der Phänotyp (Erscheinungsbild) der Pflanze mit Wuchsgröße und Blüte. Im Vorhinein hatte ich mich schon einige male mit Jesus, der ja wie bekanntlich jeder weiß nicht nur Blinde heilen und übers Wasser laufen kann, sondern auch ein Experte für indische Färberpflanzen ist. Jesus arbeitet bei colours of nature, ein Auroville Projekt, dass sich auf das Färben von Textilien auf pflanzlicher Basis spezialisiert hat und hauptsächlich mit Indigo arbeitet. Auf jeden Fall War Jesus für meine Idee einen Färbergärtnern im bot. Garten anzulegen gleich Feuer und Flamme und so hatten wir viele anregende Gespräche über die Gestaltung  und die Pflanzen, die man dort hinsetzen könnte. Gestern hab ich auch schon den ersten Plan gezeichnet, wie der Garten aussehen könnte. Doch bevor es ans richtige Planen geht muss ich nochmal Rücksprache mit Paul halten, der meine Idee zwar auch super findet, jedoch in den letzten Wochen zu gestresst war um sich weiter damit auseinanderzusetzen, da er neben dem botanischen Garten auch noch ein Musical für Auroville produziert hat (Texte, Songs und Inszenierung waren auch von ihm), welches am Wochenende aufgeführt wurde. Nun, wenn ich wieder gesund bin folgt auch das und dann werde ich mal gucken, wie viel Platz wir (der gute Flo wird mir natürlich helfen) bekommen und dann klären wir noch ab, welche Pflanzen wir nun genau verwenden können, welche wir  schon hier haben, welche wir noch organisieren müssten, was wir wo Pflanzen und was wir für finanzielle Mittel bräuchten, einen kleinen Topf für eigen Ideen haben wir auch von unserer Entsendeorganisation. Und dann wird es ans Pflanzen gehen, also doch wieder Löcher graben und Bäume pflanzen, aber auch hier ist „Herbst“ und es soll abkühlen, da wir ja auch den Monsun erwarten. Viel Arbeit liegt vor uns und ich bin gespannt, wie viel wir hier in einem Jahr erreichen können, es wird spannend zu sehn, wie unser Projekt wachsen wird, im wahrsten Sinne des Wortes.

Montag, 14. September 2015

"Ankunft"

„Ankunft“, deshalb weil ich zwar hier bin aber noch lange nicht angekommen.
Der Flug war anstrengend und wir haben deutlich zu wenig geschlafen. Dreieinhalb Stunden. Insgesamt und das verteilt auf Flugzeug  und Auto. Es ist warm und stickig und der Schweiß läuft bei allen in strömen. Die ersten eindrücke fallen auf uns herab, prasseln auf uns nieder, doch wie regen wäscht wer uns nur etwas reiner und das Bild wird klarer. Staunende Gesichter hinter rotbraun bekrusteten Fenstern kreuzen das Land. Aufregung , dort War die erste Kuh , dann folgen zahlreiche und Tempel und Figuren und Ochsenkarren auf vollen Straßen und Motorräder, die ganze Familien transportieren. Für viele meiner Reisegruppe ist es das erste mal weg von Europa oder Ländern die so ähnlich sind. Sie sind erstaunt und schockiert, ich kannte mittlerweile ähnliche Bilder durch meinen Ghana Aufenthalt und konzentriere mich auf anderes. Die Straßen sind besser  und der Geruch angenehmer, mehr Autos, man hat das Gefühl alle sein Besitzer eines Motorrads oder Mopeds. Viel Müll, Rohbauten und Ruinen, neben modernen Bürogebäuden. Viele Farben, aufwendige Schnitzereien, Frauen in aufwendigen Saris. Große Autos und Schrottkarren und sehr viel Werbung mit meist indischen und oft auch weißen Gesichtern, aller jedoch in allgemeinen mit sehr hellerer Haut. Sekundenschlaf. Wir sind ganz schön fertig. Kurzer stopp bei unserem ersten indischen Imbiss, es gibt übersüßten Tee mit milch und leckere Samosas ordentlich in fett frittiert. Langsam erklärt sich einem die hohe Diabetisrate der indischen Bevölkerung.  Auf eine kleine Tasse Tee kommen da gerne mal 3 l Löffel Zucker. Die fliegen surren um uns herum, aber das stört niemanden, wir waren auch ziemlich ausgehungert das letzte essen gab es um 5 Uhr im Flugzeug  (Frühstück ) und nun War es schon gegen 11 Uhr. Die Ankunft in Auroville machte sich durch zahlreiche Geschwindigkeitshügel auf der Straße  und einem Meer aus Grün bemerkbar. Bäume, Büsche, Bäume, das Matrimandir* und wieder Wald.  Wir alle hatten wohl sowas wie ein Stadtzentrum, wo sich all diese Orte von denen man immer gehört hatte, erwartet, stattdessen sah man nur irgendwelche Gebäude größeren Abständen  hinter Bäumen versteckt und hatte die Gewissheit,  dass man sich hier nie zurechtfinden würde. Die Gruppe wurde aufgeteilt und kam in zwei nahe liegende Gästehäuser. Ich teilte mir das Zimmer in alten Isaiambalam Guesthouse mit Laura, einer 23 – jährigen Psychologiestudentin, die grade ihren Bachelor in den Niederlanden  absolviert hatte und Hilal, welche keine Weltwärtslerin ist, aber auch ein Jahr in Auroville verbringen wird und in einer Partnerschaft mit einem aus unserer Gruppe ist. Wir bekamen etwas Zeit die Koffer wegzubringen und zu duschen, danach trafen wir uns alle im neuen Guesthouse um dort unser erstes richtige indische Menü  mit den Fingern zu genießen.  Außerdem lernten wir unsere Koordinatoren kennen, die uns gleich in die bevorstehenden Pläne für die Woche einweihten, welche für die nächsten Tage hauptsächlich  aus Bürokratie  bestehen sollten. Ich glaub ich werde nie einen ihrer ersten Sätze vergessen, der lautete: „Ach! Sie riechen alle so nach Deutschland!“. Wir erhielten recht viele Infos, bei denen ich jedoch mehr damit beschäftigt  War nicht einzuschlagen und die auch bei den anderen nur so durchrauschten. Trotzdem entschied ich mich an der anschließenden Fahrradtour teilzunehmen,  da mein Erkundungswille  doch größer War als mein Schlafbedürfnis. Fahrräder  wurden uns vorausplanend schon von unseren spitzen Koordinatorenteam besorgt, die uns im laufe der Woche auch noch so ziemlich alles andere organisierten und uns in einem weichen Federbett durch die Beamtenzimmer und sonstigen Aufgaben  schoben. Auf der Fahrradtour bekam ich dann noch mehr das Gefühl, dass Auroville mehr aus bäumen, als aus sonst etwas besteht und dass trotz aller Planung, die geäußert nur nach eigenem Gutdünken an diesen Ort geworfen wurden und dazu hat man dann noch Wege geschüttet, die doch eher nicht an gewohnte Standarts  heranreichen. Wobei so viel Wald und Grün natürlich wunderschön und unglaublich wichtig sind, doch ist das leider für die anfängliche Orientierung fatal. Gut, dass man meist nur hinterher zu fahren braucht.
Ausgelaugt und von den  vielen eindrücken überwältigt vielen wir alle dann auch schnell in einen tiefen Schlaf, der erst am morgen von dem Geschrei tropischer Vögel unterbrochen wurde. Unser aller Liebling  wurde der Regenpfeifer, der mal schrie wie ein kleines Mädchen und dann beinahe menschlich anfing zu pfeifen nur um sich bei den letzten tönen der Melodie immer weiter zu steigern  und uns so den letzten Nerv  nahm.
Mehr oder weniger ausgeruht starteten wir so in den nächstem Tag und in eine faszinierende und anstrengende Woche in der Spannung und Sekundenschlaf dicht nebeneinander lagen.

*wie ein Ferrero Roche nur in Groß (Gebäude)

Samstag, 22. August 2015

Abflug

Moin,
morgen ist es also so weit, dann geht es los. Über Dubai nach Chennai und am Sonntag Ankunft in Auroville. Und dann heißt es ein Jahr freiwilligen Dienst in Indien. Mein Projekt sind die botanischen Gärten in Auroville im Bundesstaat Tamil Nadu. Die botanischen Gärten beschäftigen sich mit der Erhaltung der indischen Pflanzenwelt und der Umweltbildung für Frauen und Kinder. Es gibt noch ziemlich viel Brachland, welches noch zu Gärten umgewandelt werden soll. Auroville war zu seiner Gründungszeit vor 47 Jahren noch ein wüstenähnliches Gebiet, wurde jedoch schon stark aufgeforstet und ist nun die grüne Lunge Südindiens.
Auroville 1968 
Auroville 1968

Durch das Pflanzen mehrerer Millionen Bäume, das Anlegen von Wasserauffangbecken zur Bewässerung und aktive Bodenverbesserung, wie zum Beispiel durch Terra Preta, ist Auroville nun von einem dichten und vor allem artenreichen Wald umgeben.
Die botanischen Gärten haben sowohl ein Arboretum wie auch einen trockenen immergrünen tropischen Wald angelegt und beschäftigen sich auch noch weiter mit der Aufforstung des Gebiets. Mein Plan für das Jahr ist es einen Färbergarten anzulegen und mehr über alte einheimische Färberpflanzen zu erfahren und eine Sammlung der jeweiligen Pflanzenfarben in meinem "Book of plants" anzulegen. Ich freue mich schon auf die vielen neuen Erfahrungen und das neue Wissen. Bis bald, Kira
 
avi gruenguertel
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