Montag, 14. September 2015

"Ankunft"

„Ankunft“, deshalb weil ich zwar hier bin aber noch lange nicht angekommen.
Der Flug war anstrengend und wir haben deutlich zu wenig geschlafen. Dreieinhalb Stunden. Insgesamt und das verteilt auf Flugzeug  und Auto. Es ist warm und stickig und der Schweiß läuft bei allen in strömen. Die ersten eindrücke fallen auf uns herab, prasseln auf uns nieder, doch wie regen wäscht wer uns nur etwas reiner und das Bild wird klarer. Staunende Gesichter hinter rotbraun bekrusteten Fenstern kreuzen das Land. Aufregung , dort War die erste Kuh , dann folgen zahlreiche und Tempel und Figuren und Ochsenkarren auf vollen Straßen und Motorräder, die ganze Familien transportieren. Für viele meiner Reisegruppe ist es das erste mal weg von Europa oder Ländern die so ähnlich sind. Sie sind erstaunt und schockiert, ich kannte mittlerweile ähnliche Bilder durch meinen Ghana Aufenthalt und konzentriere mich auf anderes. Die Straßen sind besser  und der Geruch angenehmer, mehr Autos, man hat das Gefühl alle sein Besitzer eines Motorrads oder Mopeds. Viel Müll, Rohbauten und Ruinen, neben modernen Bürogebäuden. Viele Farben, aufwendige Schnitzereien, Frauen in aufwendigen Saris. Große Autos und Schrottkarren und sehr viel Werbung mit meist indischen und oft auch weißen Gesichtern, aller jedoch in allgemeinen mit sehr hellerer Haut. Sekundenschlaf. Wir sind ganz schön fertig. Kurzer stopp bei unserem ersten indischen Imbiss, es gibt übersüßten Tee mit milch und leckere Samosas ordentlich in fett frittiert. Langsam erklärt sich einem die hohe Diabetisrate der indischen Bevölkerung.  Auf eine kleine Tasse Tee kommen da gerne mal 3 l Löffel Zucker. Die fliegen surren um uns herum, aber das stört niemanden, wir waren auch ziemlich ausgehungert das letzte essen gab es um 5 Uhr im Flugzeug  (Frühstück ) und nun War es schon gegen 11 Uhr. Die Ankunft in Auroville machte sich durch zahlreiche Geschwindigkeitshügel auf der Straße  und einem Meer aus Grün bemerkbar. Bäume, Büsche, Bäume, das Matrimandir* und wieder Wald.  Wir alle hatten wohl sowas wie ein Stadtzentrum, wo sich all diese Orte von denen man immer gehört hatte, erwartet, stattdessen sah man nur irgendwelche Gebäude größeren Abständen  hinter Bäumen versteckt und hatte die Gewissheit,  dass man sich hier nie zurechtfinden würde. Die Gruppe wurde aufgeteilt und kam in zwei nahe liegende Gästehäuser. Ich teilte mir das Zimmer in alten Isaiambalam Guesthouse mit Laura, einer 23 – jährigen Psychologiestudentin, die grade ihren Bachelor in den Niederlanden  absolviert hatte und Hilal, welche keine Weltwärtslerin ist, aber auch ein Jahr in Auroville verbringen wird und in einer Partnerschaft mit einem aus unserer Gruppe ist. Wir bekamen etwas Zeit die Koffer wegzubringen und zu duschen, danach trafen wir uns alle im neuen Guesthouse um dort unser erstes richtige indische Menü  mit den Fingern zu genießen.  Außerdem lernten wir unsere Koordinatoren kennen, die uns gleich in die bevorstehenden Pläne für die Woche einweihten, welche für die nächsten Tage hauptsächlich  aus Bürokratie  bestehen sollten. Ich glaub ich werde nie einen ihrer ersten Sätze vergessen, der lautete: „Ach! Sie riechen alle so nach Deutschland!“. Wir erhielten recht viele Infos, bei denen ich jedoch mehr damit beschäftigt  War nicht einzuschlagen und die auch bei den anderen nur so durchrauschten. Trotzdem entschied ich mich an der anschließenden Fahrradtour teilzunehmen,  da mein Erkundungswille  doch größer War als mein Schlafbedürfnis. Fahrräder  wurden uns vorausplanend schon von unseren spitzen Koordinatorenteam besorgt, die uns im laufe der Woche auch noch so ziemlich alles andere organisierten und uns in einem weichen Federbett durch die Beamtenzimmer und sonstigen Aufgaben  schoben. Auf der Fahrradtour bekam ich dann noch mehr das Gefühl, dass Auroville mehr aus bäumen, als aus sonst etwas besteht und dass trotz aller Planung, die geäußert nur nach eigenem Gutdünken an diesen Ort geworfen wurden und dazu hat man dann noch Wege geschüttet, die doch eher nicht an gewohnte Standarts  heranreichen. Wobei so viel Wald und Grün natürlich wunderschön und unglaublich wichtig sind, doch ist das leider für die anfängliche Orientierung fatal. Gut, dass man meist nur hinterher zu fahren braucht.
Ausgelaugt und von den  vielen eindrücken überwältigt vielen wir alle dann auch schnell in einen tiefen Schlaf, der erst am morgen von dem Geschrei tropischer Vögel unterbrochen wurde. Unser aller Liebling  wurde der Regenpfeifer, der mal schrie wie ein kleines Mädchen und dann beinahe menschlich anfing zu pfeifen nur um sich bei den letzten tönen der Melodie immer weiter zu steigern  und uns so den letzten Nerv  nahm.
Mehr oder weniger ausgeruht starteten wir so in den nächstem Tag und in eine faszinierende und anstrengende Woche in der Spannung und Sekundenschlaf dicht nebeneinander lagen.

*wie ein Ferrero Roche nur in Groß (Gebäude)